Eine steile These. Aber notwendig. Ich bin allergisch gegen Verlogenheit und in keinem Jahr ist mir das so bewusst geworden wie im Advent 2019. Dabei ging es nicht nur um große Politik – es fing mit einem kleinen Ärger in der Familie an.
Wenn Eltern im Betreuten Wohnen untergebracht sind, sind Kinder und Angehörige erleichtert, vor allem, wenn sie Hunderte Kilometer entfernt wohnen. Es kümmert sich jemand, während man nicht laufend vor Ort sein kann. Die Älteren sind in Gesellschaft und bleiben beweglich. Ein Trugschluss? Ein Verband in Dresden, der das Wort „Samariter“ im Namen trägt, kündigte seinen Bewohner*innen – man kann es nicht anders sagen – aus Profitgründen ihre Betreuungsverträge. Konkret: sie durften Gemeinschaftsräume nicht mehr nutzen. Statt Sport, Spielen, Feiern und gemeinsamem Essen in der Gruppe mussten sich die älteren Leute ihre Mittagsportion in der Assiette beim Concierge abholen und allein in ihren kleinen Wohnungen verzehren. Die Weihnachtsfeier fiel aus. Und das alles, obwohl die Stadt einen fünfstelligen Betrag für Personal- und Sachkosten zusteuerte. Jährlich.
Doch mit dem Widerstand der Senior*innen hat der Betreiber der langjährigen Seniorenbegegnungsstätte wohl nicht gerechnet. Unterstützt von einem couragierten Lokalpolitiker und dem engagierten Vermieter (!) schafften die älteren Herrschaften Öffentlichkeit. Die Dresdner Morgenpost berichtete am 23. Dezember 2019. Ich bin gespannt, wie sich die Angelegenheit entwickelt. Denn dass auch ein sozialer Verband betriebswirtschaftlich vernünftig arbeiten muss, ist unbestritten. Doch wie er (nicht) kommuniziert, vollendete Tatsachen schafft und offensichtlich gegen seine Satzungsziele agiert, das dürfte auch Nichtbetroffene empören.
Kommuniziert wird offiziell die Eröffnung einer Tagespflege Anfang Januar 2020. Inwieweit das tatsächlich zutrifft, können aktuell wohl nur Eingeweihte beurteilen. Was die Website verkündet, klingt eher nach Tagesbetreuung als nach Tagespflege. Das Angebot klingt verdächtig ähnlich wie das vorherige. Nur künftig für externe Tagesbesucher*innen statt für ältere Menschen, die beim Einzug einen an den Mietvertrag gekoppelten Betreuungsvertrag abschlossen, im Vertrauen, einen ruhigen Lebensabend verbringen zu können.
Der Rückzug ins Private unter dem Motto „Was geht mich fremdes Elend an?“ hat bei mir noch nie funktioniert. Ich weiß, dass auch ich die Welt nicht retten kann. Doch mit Gleichgesinnten ist stets viel mehr möglich. Deshalb unterstütze ich das Projekt 12062020 Olympia, das mittels Crowdfunding das größte Demokratie Festival nächstes Jahr im Berliner Olympiastadion organisieren will. Mitmachen ist noch bis 24. Dezember 2019, 23:59 Uhr, möglich.
Update (26.12.2019): Das 1. 1.800.000 € ist erreicht, bis zum 6. Januar 2020 soll das 2. Fundingziel von 2.700.000 € angepeilt werden.
Und statt Weihnachtskarten zu verschicken, spende ich in diesem Jahr der Tafel Oranienburg Pulsnitzer Pfefferkuchen. Ich habe einen Teil der in der ältesten Pfefferkuchenmanufaktur hergestellten Ladung beim 7. ARTvent im Oranienwerk verkauft, sozusagen als Botschafterin für Sachsen, ohne Gewinnabsicht. „Es ist besser, ein Licht zu entzünden, als auf die Dunkelheit zu schimpfen“, hat schon Konfuzius gesagt. Kann man kitschig finden – oder ebenfalls aktiv werden.
Allen Weggefährt*innen, Freund*innen und Kolleg*innen wünsche ich friedliche Weihnachtstage und einen gesunden und optimistischen Start ins Jahr 2020!
Bravo!
Danke für den schönen Input — der hat meinen Tag bereichert!
Danke, freut mich.