Seit 2014 begleite ich die damals im Oranienwerk neue Gesundheitsmesse für alternative Heilmethoden. Als Gesundheitsjournalistin und Öffentlichkeitsarbeiterin natürlich auch maßvoll kritisch. Denn nicht alles, was als gesund angepriesen wird, ist es auch. Und nicht alles, was „alternativ“ verlockend klingt, sollte man Ratsuchenden empfehlen. Aber was ist richtig und was ist falsch? Für Laien – und nicht selten auch für Profis – ist es schwierig, das spontan zu entscheiden. Ich bin weder Arzt noch Schiedsrichter. Als Journalistin ist es meine Aufgabe, Fakten und Informationen zu sammeln, zu prüfen, einzuordnen und verständlich darzulegen.
„Gesundheitskommunikation“ lässt sich seit einigen Jahren an deutschen Hochschulen studieren. Dennoch wiesen Studien nach, dass sich viele Menschen im Gesundheitssystem nicht zurechtfinden. Sie verstehen wichtige Informationen nicht. In der Fachwelt heißt das „geringe Gesundheitskompetenz“. Die budgetierte Zeit und der wirtschaftliche Druck vieler Behandler und Gesundheitseinrichtungen machen die Lage nicht einfacher. Amerikanische Wissenschaftler fanden beispielsweise heraus, dass bei Menschen mit geringer Gesundheitskompetenz das Risiko erhöht ist, im Krankenhaus behandelt zu werden, dass sie nach einer Klinikentlassung innerhalb eines Monats öfter wieder eingewiesen werden und dass sie häufiger notfallmäßig versorgt werden müssen. Für Deutschland liegen dazu erst wenige Forschungsdaten vor.
Was kann nun eine kleine regionale Gesundheitsmesse daran ändern? Auf den ersten Blick nicht viel, denn meist erreicht so eine Veranstaltung nur die Personen, die sich ohnehin für ihre Gesundheit interessieren oder selbst in Heilberufen arbeiten. Auf den zweiten Blick aber doch einiges. Mit genügend Zeit können sich Interessierte mit Gesundheitsdienstleistern der Region über deren Angebote unterhalten, sich erklären lassen, was sie nicht verstehen und manches sogar ausprobieren. Zeit und Zuwendung werden von Patienten im regulären Gesundheitssystem am meisten vermisst. Diese Nische füllen Heilpraktiker und Gesundheitsberater. Seriöse Alternativheilkundler sehen sich als Ergänzung zur Schulmedizin, nicht als deren Ersatz. Sie kennen ihre Grenzen und kooperieren im besten Fall mit Medizinern. Erfolgreich und authentisch sind Heilpraktiker oder Gesundheitsberater ohne Gemischtwarenladen – sie haben eine anerkannte Ausbildung absolviert, die sie nachweisen können. Sie haben sich auf ein bis maximal drei Schwerpunkte spezialisiert, bilden sich regelmäßig weiter und tauschen sich aus. Im allerbesten Fall leben sie nach den Grundsätzen, die sie anderen Menschen nahe bringen wollen. Und sie erzeugen keine künstlichen Abhängigkeiten.
Bei der 5. „Hauptsache gesund“, die am Sonntag, dem 27. Mai 2018, von 10 bis 18 Uhr, im Oranienwerk stattfindet, werden rund 30 Ausstellerinnen und Aussteller über alternative Heilmethoden, Gesundheitsprävention, Ernährung und Entspannung informieren. Dazu gibt es mehrere Fachvorträge, Yoga zum Mitmachen und Veganes und Vegetarisches in der „Kaffeetante“.
Achtung Eigenwerbung: Um 10:30 Uhr werde ich einen Vortrag zum Thema „Wie erkenne ich einen seriösen Gesundheitsanbieter? Die Sicht der Öffentlichkeitsarbeit“ halten.
Allerdings wird die diesjährige Oranienburger Messe für alternative Heilverfahren trotz ihrer bisherigen Erfolgsgeschichte die letzte im bisherigen Format sein. Gemeinsam mit Initiatorin Petra Michael arbeite ich an einer Neukonzeption für 2019. Näheres dazu folgt, sobald es spruchreif ist.
Auf die 2018er „Hauptsache gesund“ freuen sich (von links): Marco Bartsch (Objektmanager Oranienwerk), Judith Seep (Entspannungspädagogin und Ernährungsberaterin), Petra Michael („Hauptsache gesund“-Initiatorin), Bettina Humboldt (Heilpraktikerin, Schwerpunkt „Oberon“ und Homöopathie) und Cornelia Gramoll (Heilpraktikerin, Schwerpunkt Emmett Technique und Tinnitus-Programm TUN).
Foto: Dagmar Möbius