Kreativ, das wäre dann alles.

Eines Nachts, Ende Januar, fiel mir ein Slogan ein. Unser neuer Verein hatte bereits seinen Namen: Kids kreativ. Ausgewählt von Kindern im Vorfeld des 1. Kreativsommerferiencamps 2017. Nun sollte außerdem schnell klar werden, wofür der Verein steht. „Bildung, die rockt!” Aber durften wir das? Oder hätten wir lieber auf einen Algorithmus gehört?

Ein Slogan ist ein Werbespruch. Ein kurzer Satz, den man sich gut merken kann. Ein Leitsatz, der das Wesentlichste zusammenfasst. Ein Motto, das neugierig macht.

Für „Bildung, die rockt!“ haben wir Kindern und Jugendlichen zugehört. Kommt bei ihnen an, was wir mit den Kreativ-Workshops bezwecken? „Wie Schule, nur cooler“, blieb mir im Vorjahr besonders im Gedächtnis. Gerockt wurde tatsächlich – und wie! Eine CD wurde produziert, laut getrommelt sowieso. Das Camp stand und steht für Ausprobieren, Spaß und Freiräume. Mit pädagogischem und gesellschaftlichem Anspruch.

Die Vereinsmitglieder von Kids kreativ waren vom Slogan spontan begeistert. Also gedacht, genommen? So einfach ist es in der Praxis nicht. Ich werde öfter gefragt, wie man das denn macht mit den Slogans. Bevor sich Profitexter und Werbestrategen ans Texten setzen, beschäftigen sie sich intensiv mit dem zu bewerbenden Produkt. Was macht es besonders? Für wen ist es? Warum sollte man es haben? Wie könnten/sollten Kunden darauf reagieren? Einem nächtlichen Blitzgedanken gehen in der Regel gründliche Überlegungen voraus. Nicht selten werden Dutzende Ideen auf Pinnwände gemalt, es wird diskutiert und gestritten.

Spätestens, wenn sich ein Slogan-Favorit herauskristallisiert, muss geprüft werden, ob es den Kurzspruch eventuell schon gibt, um spätere Plagiatsstreitigkeiten vermeiden. Die Plattform slogans.de ist dabei eine gute Hilfe. In der Datenbank der Werbung lassen sich 172.714 Slogans (Stand: 8. Juni 2018) online recherchieren. Zudem finden sich Informationen zu 115.000 Marken und 4.500 Agenturen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Großbritannien und den USA. Die Basisvariante ist kostenlos. Für erweiterte Recherchen empfehlen sich verschiedene Premiumtarife.

In der digitalen Welt gibt es für vieles Anwendungen. Mühelos findet man einen Slogan Generator. Nachdem das ohne künstliche Intelligenz erstellte „Bildung, die rockt!“ von den Profis geprüft und angenommen wurde, habe ich shopify getestet. Ich verlinke den kostenlosen Slogan-Finder hier absichtlich nicht, da sich der Anbieter nicht in Deutschland befindet. Die Startseite wirbt: „Finden Sie eingängige Slogans für Ihre Marke.“

Beim Stichwort „kreativ“ spuckt der Generator 1076 Slogans aus. Um alle zu lesen, müsste ich 22 Seiten durchklicken. Schon auf Seite 1 schwanke ich zwischen Lachen und Kopfschütteln.

„Sammel eine Kreativ ein.“

„Nach mir, bitte, Kreativ.“

„Kreativ, um auf Sicherheit zu gehen.“

„Zwei Stunden Kreativ und nur zwei Kalorien.“

Echt jetzt?

Wie sieht es denn mit „Bildung“ aus? 1076 Treffer. Wow!

Hm, und mit „rockt“?

Alles klar. Ich plädiere für: „Kreativ, das wäre dann alles.“ Ohne Registrierung.

Algorithmus schlägt menschliche Gedanken? Hier wohl (noch) nicht.

Ich rate Gelegenheitsöffentlichkeitsarbeitern übrigens auch von Pressemitteilungsgeneratoren ab.

 

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