Das Jubiläumsjahr für Brandenburgs Lieblingsdichter Theodor Fontane hat begonnen. Am 30. Dezember 2019 wird der 200. Geburtstag des gebürtigen Neuruppiners begangen, doch gefeiert wird schon jetzt und (fast) überall. Ich durfte für eine Reportage bereits 2018 auf seinen Spuren durch die Mark wandern und erstaunlich viel lernen. Das offizielle Ergebnis erscheint im Frühjahr.
Vielleicht hätte ich mich in Sachsen lebend gar nicht so intensiv mit dem zu den wichtigsten europäischen Vertretern des Realismus gehörenden Schriftsteller beschäftigt. In Brandenburg begegnet man Fontane häufig: Straßen, Schulen und Quartiere sind nach ihm benannt. Sogar Grillrestaurants. Und doch gibt es von Fontane beschriebene Gegenden, in denen die Zeit stehen geblieben ist. An manch verfallenen Schauplätzen scheint vergessen, was er in seinen „Wanderungen durch die Mark“ beschrieb. Dort zu laufen und die Natur zu spüren, ersetzt das Pilgern auf dem Jakobsweg. Der Kopf wird frei. Inspiration fließt. Prioritäten setzen sich durch.
Parallel las ich viel. Fontanes Bücher und aktuelle Werke. Ich lese immer noch. Wieso sprach mich der Schriftsteller früher nicht an? In meiner Schulzeit spielte er keine große Rolle. „Effi Briest“ wurde erst vor dem Abitur behandelt. Für mich also nicht. Fontane schreibt – zumindest in den Werken, die ich kenne – sehr klar und verständlich. Der gelernte Apotheker hat unglaublich viel Kluges von sich gegeben. Mein Favorit: „Courage ist gut. Ausdauer ist besser, das ist die Hauptsache.“ Auch schön: „Gott, was ist Glück? Eine Grießsuppe, eine Schlafstelle, keine körperlichen Schmerzen – das ist schon viel.“
Und erst die interessanten Frauen im Leben des langjährigen Journalisten Fontane! Ein vom Aufbau Verlag initiierter Spaziergang an Originalschauplätze in Berlin im Sommer 2018 machte mich neugierig auf das aktuelle Buch von Christine Gräfin von Brühl „Gerade dadurch sind sie mir lieb. Fontanes Frauen“. Umso besser, dass die promovierte Autorin und einige Wochen später auch Fontane-Forscherin Dr. Gabriele Radecke der Einladung in die Kunstkate meiner Netzwerkkollegin Manuela Röhken folgen und im kleinen Dörfchen Kraatz im nördlichen Landkreis Oberhavel am 9. März bzw. am 11. Mai 2019 lesen und referieren werden.
Fontane begleitet mich auch 2019. In einer streng limitierten Kalender-Edition habe ich Freunden einen Ausblick mit Insidertipps gegeben. Über das eine oder andere Erlebnis wird sicher auch hier zu lesen sein. Unter allen neuen Abonnenten, die sich bis Ende Januar zu meinem Newsletter anmelden (kommt einmal im Quartal), verlose ich das allerletzte Exemplar.
Für die nächste Zeit empfehle ich diese Termine mit Fontane-Bezug:
12. Januar und 9. Februar, jeweils 19 Uhr, „Rhinland. Fontane“, Dokumentarfilm von Bernhard Sallmann (2017) in der Kunstkate Kraatz bei Gransee.
16. Januar bis 31. Dezember, Ausstellung „Der Apotheker im Wandel der Zeit“ im Brandenburgischen Apothekenmuseum in Cottbus.
23. Januar bis 12. Dezember, Kunstausstellung “von aller Welt Enden – Fontane 2019” in der Sparkasse Strausberg.
27. Januar und 31. März, Kinderakademie Paretz “Ein Hut, ein Stock, ein Pferd” im Schloss Paretz (Ketzin).
24. Februar, 10 bis 16 Uhr, 15. Potsdamer Geschichtsbörse „Theodor Fontane – Journalist, Historiker. Und noch mehr?“ im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte.
3. März, 15 Uhr, Fontanelesung mit Reinald Grebe „Die Ehebriefe von Theodor und Emilie Fontane“ im Kurt-Mühlenhaupt-Museum in Bergsdorf bei Zehdenick. (eine der letzten Gelegenheiten, das Museum am langjährigen Standort zu besuchen, bevor es im Mai 2019 nach Berlin-Kreuzberg umzieht.)
4. bis 8. März, fontane.200, ITB Berlin, Halle Brandenburg.
9. März, 19 Uhr, Christine von Brühl liest aus „Gerade dadurch sind sie mir lieb. Fontanes Frauen” in der Kunstkate Kraatz bei Gransee.
29. April bis 27. Oktober, “Fontanes Pflanzen” – Präsentation ausgewählter Pflanzen in beweglichen Behältern im Tempelgarten Neuruppin.
Ach so, warum eigentlich „vorsätzlich realistisch“? Eine kleine Anspielung zu den aktuellen Debatten um den multipreisgekrönten Spiegel-Reporter mit pathologischem Hang zu literarischen Erfindungen. Vergleiche mit Fontane überlasse ich den Feuilletonisten. Ich habe nie für Deutschlands renommiertes Nachrichtenmagazin geschrieben. Von den seriösen Kollegen in Hamburg lerne ich aber gern und regelmäßig. Fakt ist und bleibt: was ich beschreibe, habe ich selbst gesehen und erlebt oder ich mache kenntlich, von wem die Informationen stammen.
Oder – ganz unbescheiden – in Fontanes Worten: „Die Talente sind oft gar nicht so ungleich, im Fleiß und im Charakter liegen die Unterschiede.“
Foto: Steffi Rose "Sei heiter! Es ist gescheiter als alles Gegrübel." (Theodor Fontane) Fontane-Denkmal in Neuruppin