„Lustgärten, Dschungel und stille Oasen“

So ist meine Reportage über prominente Parks in Theodor Fontanes Wanderungen überschrieben. Im diese Woche erschienenen Reisemagazin GartenTour 2019 kann man sich von meinen Eindrücken inspirieren lassen. Die Publikation wird vom Gartennetz Deutschland in der DGGL e. V. herausgegeben und im Verlag Labhard Medien produziert. Das Heft ist, so schreibt Herausgeberin Catherina Ruffing Gräfin Bernadotte af Wisborg, „eine Einladung zu weniger Geschwindigkeit und mehr Entdecken, zu weniger Lärm und mehr Vogelzwitschern, zu weniger Sich-selber-Hinterherrennen und mehr Bei-sich-Ankommen.“ Hier verrate ich Fontane-Park-Tipps, die es aus Platzgründen nicht ins Magazin geschafft haben, aber trotzdem eine Entdeckungsreise lohnen.

Der Vergessene: Gutspark Hirschfelde

Wer den denkmalgeschützten Gutspark finden will, dessen uralter Birnbaum und Fliederlauben Fontane verzückten, muss suchen. „Ach der Park, der war wohl mal schön“, seufzt ein Nachbar. Früher ertragreiches Landgut mit stattlichem Hof, großen Scheunen, Stallungen und einer Brennerei, hatte der Industrielle und Kunstmäzen Eduard Arnhold den Park vergrößern und zu einem der ersten bekannten Skulpturenparks umgestalten lassen. Reste finden Eingeweihte in den Nachbarorten. Über die Lichtung des einst als malerischer Pfarrgarten beschriebenen Areals flitzt ein Fuchs. Naturtheater, Liebesgrotte und Brunnen sind verschwunden. Pferde weiden auf der Koppel neben dem Sportplatz. Alte, hohe Bäume spenden Schatten. Eine seltene Ruhe fällt auf. Waldliebhaber werden sich über Holländische Linden, Hemlocktannen, Blutbuchen, Schwarzkiefern, Platanen, Winterlinden und Thuja freuen. Viele sind als Naturdenkmal anerkannt. Idylle abseits von Touristenpfaden.

Gutspark Hirschfelde in Werneuchen

Der Traurige: Gusow

„Wären Sie mal vor 25 Jahren gekommen“, sagt Rainer Riedel. Der 60-jährige „Gusower seit Geburt“ erinnert sich an Parkfestspiele und berühmte Besucher. Der zu Schloss Gusow gehörende riesige Barockgarten war im 17. Jahrhundert nach dem Vorbild französischer Gärten angelegt worden. Das Schloss befindet sich heute in Privatbesitz und beherbergt ein Museum zur Brandenburg-preußischen Geschichte, ein Zinnfigurenmuseum, eine historische Modeausstellung, das Trauzimmer des Standesamtes Neuhardenberg sowie ein Restaurant. Internetportale schwärmen noch von der einstigen Eleganz, mit der man durch den Park mit Zedern und Zypressen schlendern könne. Anstelle gepflegter Rasen – wie sie Fontane beschrieb – sprießen heute Brennnesseln und wilde Brombeersträucher. Dschungelfreunde dürfte die Wildnis inspirieren. Die berühmte 300-jährige Derfflinger-Eiche, die zum Gedenken an Georg Freiherr von Derfflinger gepflanzt wurde, musste an die Ortsgrenze umziehen.

Der Ausgeschlafene: Marquardt

Ein Mann jongliert am Schlänitzsee. Familien spazieren durch die terrassenförmige Anlage mit einem Baumbestand wie in Fontanes Beschreibung von 1869: „Mit der Schönheit seiner Lage wetteifert die Schönheit der alten Bäume: Akazien und Linden, Platanen und Ahorn, zwischen die sich grüne Rasenflächen und Gruppen von Tannen und Weymouthskiefern einschieben.“ Nur wo die beschriebene Geistergrotte – einst Schauplatz esoterischer Inszenierungen unter General von Bischofswerder und Friedrich Wilhelm II. – zu suchen ist, darüber sind sich Wissenschaftler noch uneins. Ab 1795 war die Anlage als englischer Landschaftspark gestaltet worden. „Der Dornröschenschlaf endet langsam“, freut sich Eventmanager Christian Schulze. Seit 2017 richtet er im nicht öffentlich zugänglichen Schloss Marquardt nahezu wöchentlich Hochzeiten aus. Im Sommer findet eine riesige Kaffeetafel im Park statt, außerdem gibt es Lesungen, Klassikkonzerte und Tage der offenen Tür. Hollywood dreht regelmäßig hier. Trotzdem soll der 14 Hektar große denkmalgeschützte Park auch künftig frei besucht werden können. Für dieses Jahr ist ein gastronomisches Besucherangebot anvisiert.

Der Königliche: Petzow

Südlich des Schwielowsees erstreckt sich der 1838 angelegte, auf dem Grelleberg gelegene, Landschaftspark, den Fontane mit Sanssouci verglich. Die „Schöpfung Lennés“ ist jederzeit frei zugänglich. Aufstiegswilligen bietet der Turm der Schinkelkirche nach 94 Stufen einen unvergesslichen Blick über den waldigen Park auf die Havellandschaft mit den drei nahen Seen und zum benachbarten Sanddorn-Garten. In Fontanes Worten: „Das Ganze ein Landschaftsbild im großen Stil – nicht von relativer Schönheit, sondern absolut.“ Das Waschhaus, das sich im Haussee spiegelt, ist seit 2001 Museum. Besucher können sich von April bis Oktober immer sonntags von 13 bis 17 Uhr über Ortsgeschichte und Kulturgeschichte der Wäschepflege informieren.

 

Das Hochglanzmagazin GartenTour erscheint einmal jährlich. Es kostet 5 Euro und kann online bestellt werden. Auf 88 Seiten finden Gartenliebhaber und solche, die es werden wollen, Informationen und Anregungen, geordnet nach Bundesländern (Traumhafter Osten, Erfrischender Norden, Galanter Süden und Lebendiger Westen), Literaturtipps sowie einen umfangreichen Veranstaltungskalender.

Einen Tipp aus meiner sächsischen Heimat (Seite 26) kann ich dick unterstreichen: Schloss Zabeltitz bei Großenhain. In dem nach französischem Vorbild angelegten Barockgarten mit vielen Teichen kann man das ganze Jahr spazieren gehen und sich entspannen.

Fotos: Dagmar Möbius

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