Nachdem der Journalismus in meinen letzten Blogbeiträgen zu kurz kam, heute mehr. Im ersten Quartal arbeitete ich unter anderem für eine neue Ausgabe des Alumni-Magazins KONTAKT der TU Dresden. Sie hat den Schwerpunkt Nachhaltigkeit und wurde eben veröffentlicht. Warum ich dafür Videogespräche in den peruanischen Urwald, in die Niederlande und nach Kanada führte, weshalb zwei Startup-Gründer einen Betonmischer im Berliner Büro stehen haben, wo thermoisoliertes Altpapier zum Einsatz kommt und mehr, ist online nachzulesen. Persönlich zog ich eine Konsequenz:
Ich schaffte mein Auto ab.
Praktizierte Nachhaltigkeit
Wer wie ich aus der Heimat der Nachhaltigkeit stammt, kennt den Begriff seit der Kindheit. Er kommt aus der Forstwissenschaft und wurde im sächsischen Tharandt geprägt. Richtig verstanden habe ich ihn erst als Erwachsene. Aber umweltgerecht zu leben, nichts zu verschwenden, Dinge mehrfach zu benutzen, Defektes möglichst zu reparieren, Müll zu trennen und nicht jeden Sch… zu kaufen, verdanke ich meiner ostdeutschen Herkunft, wo das für die meisten Leute normal war.
Vom Schlüsselerlebnis der Klimakrise
Mit Klimaaspekten, die die Gesundheit betreffen, beschäftigte ich mich redaktionell schon mehrfach. Am fortschreitenden Klimawandel kann kein vernünftig denkender Mensch mehr vorbei. Alle müssen sich über die kluge Nutzung von Ressourcen und Alternativen des bisherigen westlichen Lebensstils Gedanken machen. Ich kannte absterbende Wälder im Erzgebirge vom Wandern. Mein Schlüsselerlebnis für den Ernst der Lage aber hatte ich im Sommer 2002 – als (u.a.) Sachsen von einer Hochwasserflut heimgesucht wurde. Die Erlebnisse aus diesen August-Tagen werde ich nie wieder vergessen. Damals sprach kaum jemand über eine Klimakrise. Nun sind wir mittendrin.
Storytelling über Vorbilder
Es ist unbequem, etwas ändern zu müssen. Mein Job ist aber nicht der erhobene Zeigefinger. Ich erzähle über inspirierende kluge Menschen, die anpacken und umsetzen. Und das teilweise in ganz anderen Fachgebieten, als die sie einst studierten. Einige aktuelle Porträt-Beispiele:
Im Berliner Startup-Büro von Maximilian Redwitz und Emil Weber steht ein roter Betonmischer. Damit haben sie die erste Charge ihres innovativen und ausgezeichneten Asphalts produziert. Ihre EcoFlakes werden aus nicht anders recycelbarem Plastik hergestellt und Straßenasphalt beigemischt. Das reduziert nicht nur CO2, sondern macht Straßen länger haltbar und spart Kosten.
Dr. Wiebke Klemm ist Landschaftsarchitektin. Sie lebt seit zwei Jahrzehnten in den Niederlanden. Die Expertin für nachhaltige Stadtentwicklung hat mir unter anderem erklärt und gezeigt, wie ein Park in einem sozial benachteiligten Stadtteil klimaangepasst umgestaltet wurde. Die Wissenschaftlerin engagiert sich dafür, dass Klimafreundlichkeit überall mitgedacht und finanziell möglich gemacht wird.
Maximilian Hansen ist international mit seiner Expertise in Papierarchitektur gefragt. Er designt beispielsweise temporäre Messebauten und ist dafür weltweit unterwegs. Für das KONTAKT-Interview erreichte ich ihn in Vancouver. Über die Eigenschaften von Papier sollte mehr bekannt sein, wünscht er sich. Dann ließe sich viel Müll sparen.
Um Forstwissenschaftler Kai Andersch zu sprechen, musste ich einen langen Atem haben. In Peru und weltweit schützt er mit seinem Unternehmen ökologisch wertvolle und bedrohte Gebiete. Warum Tarzan stolz auf ihn wäre und weshalb in seiner Branche alles viel länger dauert, hat mir der Waldexperte zwischen zwei Südamerika-Flügen erklärt.
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Experiment Auto-los
Auch bei mir wird ab jetzt manches etwas länger dauern. Termine und Reisen müssen anders geplant werden. Nachdem der Gedanke seit zwei Jahren in mir reifte, schaffte ich diesen Monat mein Auto ab. Ziemlich spontan, sonst hätte möglicherweise doch wieder die Bequemlichkeit gesiegt. Und nein, meinen Führerschein musste ich nicht abgeben. Ich fahre bereits viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln, weil ich meine Zeit viel besser zum Denken, Lesen oder Schreiben nutzen kann, als wenn ich selbst fahre. Mein nächstes Experiment heißt carsharing … wenn es unbedingt sein muss.
Was würde Sie motivieren, umwelt- und klimafreundlicher zu leben?
Foto: Dagmar Möbius