Herbstlicher Zeitgewinn

Allerorten redet mir die Werbung ein, ich müsse Halloween feiern. Muss ich nicht. Ich bin aus dem Alter ‚raus und habe aufgrund meiner Sozialisierung null Bezug dazu. Eine Stunde Zeitgewinn wegen der Umstellung auf Winterzeit begeistert mich wesentlich mehr. Warum?

Es ist viel zu tun. Ich habe in den letzten Wochen sehr viel recherchiert und geschrieben. Nur ein Teil davon wird unter meinem Namen zu lesen sein, weil ich zunehmend Aufträge als Ghostwriterin bekomme, seit ich als Medical Writerin zertifiziert bin. Warum ich das mache?

Der Bedarf an verständlichen Gesundheitstexten ist immens. Immer mehr Kliniken, Praxen und medizinische Einrichtungen müssen und wollen in der Flut alltäglicher Informationen auf sich aufmerksam machen. Dabei nicht als nervige Werbung wahrgenommen zu werden, sondern einen konkreten Nutzwert zu liefern, ist oberstes Gebot.

Intellektuelle Texte in Broschüren, Flyern und auf Webseiten wirken nicht. Potenzielle Adressaten fühlen sich nicht angesprochen. Sie verstehen die Inhalte schlecht und kommen dadurch nicht oder zu selten ins Handeln. Ob und warum sich Patient*innen und Angehörige für eine spezielle Behandlung an diesem oder jenem Ort entscheiden, ob sie sich gegen Corona und Grippe impfen lassen und ob sie im besten Fall angeregt werden, ihre Gesundheitskompetenz zu verbessern, hängt viel von der Art der Beiträge ab. Narzisstische Ambitionen sind dabei nicht gefragt.

Menschen lieben Geschichten, weil sie sich damit identifizieren können. Auf welchem Weg und von wem hat jemand (endlich) seine (richtige) Diagnose bekommen? Was passierte dann? Wie gingen die Patient*innen mit ihrer teils lebensverändernden Erkrankung um? Wo haben die Behandler*innen ihre Fachkenntnis erworben? Warum gibt es Unterschiede in Qualitätsberichten? Worauf sollte ich achten, wenn ich eine Klinik oder spezielle Therapie suche? Wer bezahlt das? Und was mache ich, wenn nicht? Darf man Sport treiben? Was kann noch helfen? Wohin soll ich zur Reha fahren? Was sagt die Wissenschaft dazu?

Medizinische Fachleute und PR- und Marketingbeauftragte sprechen oft verschiedene Sprachen. Letztere haben Aufmerksamkeit und messbare Erfolge zu generieren. Expert*innen wollen zu Recht ihre Expertise herausstellen. Hier agieren Spezialagenturen als Mittler zwischen den Professionen. Als Schreiberin werde ich von solchen Agenturen für einzelne oder mehrere Projekte angefragt. Wenn ich zusage, geht es um das beste Ergebnis, ohne dass Beteiligte ihr Gesicht verlieren. Das erfordert Geduld, Fingerspitzengefühl, Kompromissbereitschaft und gelegentlich auch Durchsetzungsvermögen. Nicht immer einfach, aber im Hinblick auf die Ergebnisse äußerst befriedigend und motivierend. In den letzten Monaten war und bin ich für Einrichtungen in Süddeutschland, Niedersachsen und Sachsen tätig. Aus vertraglichen Gründen darf ich hier nicht mehr verraten. Aber das ist in Ordnung. Gelegentlich erfahre ich, dass die Produkte von der Zielgruppe gut angenommen wurden und werden. Das ist ein Lob für gelungene Teamarbeit. Ich habe mich bewusst für diese ergänzende Dienstleistung entschieden, nicht zuletzt, weil sie ständig den Horizont erweitert.

Und sonst so? Journalistische Texte über psychosomatische Familientherapien, über neueste Erkenntnisse der Kopfschmerzbehandlung sowie einige Porträts sind entstanden. Diese natürlich als Namensartikel. Ich habe mich mit Klimaaspekten beschäftigt, viel zu oft im Stau gestanden und zum Ausgleich die herbstliche Wochenendruhe in Mecklenburg gesucht. Auch bei meinem Projekt sprechstundenschwester.de hat sich einiges getan. Besonders freue ich mich mit dem Medizinstudenten Julius Klabunde über die Bestnote für seine mutige Hausarbeit, zu der ich einige Quellen und Infos beisteuern konnte.

 

Foto: Archiv Dagmar Möbius (2014)

„Urlaub muss nicht immer Ausland sein“ – das Archivfoto aus normaleren Tagen zeigt eine Impression vom Erntefestumzug im brandenburgischen Kremmen.

 

 

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